Kopfschmerz, Migräne, Rückenschmerz, Beckenschiefstand: Die Auswirkungen der craniomandibulären Dysfunktion sind vielfältig. Und sie sind heilbar!

 


„Ein Drittel meiner Zeit verbringe ich in Zahnarztpraxen in Europa, wo ich die Patienten der Ärzte sehe, für die und mit denen wir arbeiten.“

Sie betreuen Patienten während des gesamten Prozesses?
Aber natürlich! Ein Drittel meiner Zeit verbringe ich in Zahnarztpraxen in Europa, wo ich die Patienten der Ärzte sehe, für die und mit denen wir arbeiten. Gelegentlich sehen wir Patienten bei uns im Labor in Berlin. Ich führe also ein Gespräch mit den Klienten in der Zahnarztpraxis und nehme mir für jeden Patienten eine Stunde Zeit. Zu Beginn stelle ich immer dieselbe Frage: Was gefällt Ihnen an Ihren Zähnen und was nicht? Bei dem Gespräch filme ich, das hilft später bei der Modellierarbeit, bei der wir das Zusammenspiel von Mimik und Zähnen berücksichtigen.

Das klingt sehr aufwändig.
Das ist nicht aufwändig, das ist wertvoll! Wertschätzung ist das beste Mittel für Erfolg. In der Medizin geht es immer um Gesundheit und Wohlbefinden. Das sind sehr subjektive Werte. Ich frage, höre zu, bis ich herausfinde, was jemand sich wünscht, erhofft oder auch, wovor er sich fürchtet. Weil die Zähne ein so wichtiger Teil unserer Identität sind, geht es immer darum, den ganzen Menschen zu sehen.

Zahntechnikmeister Ralf Barsties
Zahntechnikmeister Ralf Barsties
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„Verspannungen im Nacken, Schulter-Nacken-Syndrom, Tinnitus, Migräne, Beckenschiefstand: Sie alle können Hinweise sein für eine cranio-mandibuläre Dysfunktion.“

Die Zähne erzählen also, wer wir sind. Womit hängt unser Gebiss noch zusammen?
Mit unserer Haltung. Wenn Sie den Körper von oben betrachten, kommt das Kiefergelenk als erstes – dann folgen Schulter, Hüfte, Knie, Füße. Gibt es in diesem ersten Gelenk eine Dysbalance, weil zum Beispiel Oberkiefer und Unterkiefer nicht im regelrechten Verhältnis stehen, pflanzt sich das fort und sie bekommen Probleme im ganzen Körper. Das Krankheitsbild heißt CMD: craniomandibuläre Dysfunktion.

Wie entsteht diese cranio-mandibuläre Dysfunktion?
Ursächlich durch die Evolution. Wir sind ja mal als Vierfüßler gestartet, da war der Unterkiefer viel weiter vorne. Er ist beim Homo Sapiens heute noch dabei, nach hinten zu wandern.

Und wie äußert sich eine CMD?
Zum Beispiel durch Verspannungen im Nacken, Schulter-Nacken-Syndrom, Tinnitus, Migräne, Beckenschiefstand und vieles mehr. Alle Zahnärzte, mit denen wir zusammenarbeiten, sind Funktionsdiagnostiker; das bedeutet, sie können eine CMD behandeln. Oft arbeiten wir im Team mit Orthopäden, Physiotherapeuten, Osteopathen, Optometristen, Akupunkteuren und traditionellen chinesischen Medizinern.

Zahntechnikmeister Ralf Barsties
Zahntechnikmeister Ralf Barsties

„Wenn eine CMD-Behandlung an diesen gewissen Punkt kommt, fangen die Leute fangen an, von innen zu strahlen.“

Wie läuft ein CMD-Behandlung ab?
Zuerst ermitteln wir die richtige Position der Kiefergelenke, dann bekommt der Patient eine Aufbiss-Schiene. Die sieht sehr einfach aus, jedoch steckt in ihr sehr viel Forschung, Empirie, Wissen und Technologie. Diese Schiene trägt der Patient, bis er ohne Befund ist. Dann folgt eine feste Schiene, die schon fast aussieht wie Zähne. Ist er immer noch ohne Befund, setzen wir das in Zahnersatz um.

Muss jemand auch Schuheinlagen tragen oder Krankengymnastik machen?
Nein, wir regeln das alles über das Gebiss. Wir richten Menschen auf, machen sie gerade, führen sie in ihre innere Harmonie. Ich weiß, das klingt esoterisch, aber ich erlebe es immer wieder: Wenn eine CMD-Behandlung an diesen gewissen Punkt kommt, fangen die Leute fangen an, von innen zu strahlen.

Ist es irgendwann zu spät für so eine Behandlung?
Nein, es ist nie zu spät. Ich komme aus dem Rheinland, und da sagt man: Wat kütt, dat jeht auch widder. Eine CMD kriegt man hin. Immer.

„Ich bin kein Arzt, aber ich weiß, wie ich Menschen helfen kann. Mein Blick ist medizinisch, ganzheitlich, zugewandt und angewandt.“

Sind Sie eher Handwerker oder Heiler?
Ich habe mal Architektur studiert und würde mich eher als Kunsthandwerker bezeichnen. Ich bin kein Arzt, aber ich weiß, wie ich Menschen helfen kann. Mein Blick ist medizinisch, ganzheitlich, zugewandt und angewandt.

Wie fanden Sie über die Architektur zur Zahntechnik?
Es war umgekehrt. Ich habe Zahntechnik gelernt, weil ich handwerklich arbeiten wollte. Mich reizte diese Verbindung von Kopf und Hand, wenn die Idee ins Werkstück fließt. Später habe ich mein Abitur nachgeholt und Architektur gewählt, weil alle großen Designer der klassischen Moderne Architekten waren. Ich liebe noch heute das Bauhaus. Nur wollte ich keine Häuser bauen, sondern die Entwurfslehre studieren.

Was haben Zähne mit Bauhaus zu tun?
Bauhaus verschmilzt Handwerk und Kunst. Es entspricht dem, was wir machen. Unser Produkt hat so viel mit Farbe, Licht, Form und Oberfläche zu tun. Wer zum Beispiel Goethes Farbenlehre nicht kennt, kann kein guter Zahntechniker sein. Ich muss wissen, wo ich warme Töne einsetze, wo kalte. Oder nehmen sie die Regel form follows function, sie gilt auch für uns. Jede gute Form, die wir kreieren, stammt immer aus einer extrem guten Funktion.

Was ist wichtiger: Funktion oder Ästhetik?
Funktion ist die Grundlage, die Basis, aus dem alles erwächst. Ästhetik ist, woran wir gemessen werden. Was zählt ist, wie der Patient aussieht. Das bedeutet, sogar ein Zahn, den man nicht direkt sieht, muss toll aussehen. Diesen Anspruch verfolgen alle Zahnärzte, mit denen wir zusammenarbeiten: Selbst der letzte Zahn wirkt wie natürlich gestaltet. In Kern eine perfekte, pure Funktion, umschlossen von natürlich wirkender Schönheit.

„Um den Dingen eine Seele einzuhauchen, müssen wir sie am Ende mit der Hand bearbeiten. Veredelung, Schattierung, Licht. Hier entsteht die Schönheit eines Zahns.“

Jetzt werden Sie ja richtig leidenschaftlich.
Natürlich! In einem Werkstück müssen Liebe und Leidenschaft fließen. Hat es die nicht, ist es seelenlos. Und seelenlose Werkstücke, die finde ich schon fast abstoßend.

Interessanterweise folgte Apple-Gründer Steve Jobs demselben Prinzip. Er verlangte von seinen Ingenieuren, dass sie auch das Innenleben der Computer gestalten. Obschon man die gar nicht öffnen kann.
Innen wirkt immer auf Außen. Deshalb kann ich wahrscheinlich auch so gut mit den digitalen Technologien umgehen; sie prägen meinen Beruf immer mehr. Design am Computer, die Fräsmaschine, der 3D-Drucker … Man kann bald fast alles plotten.

Wie plottet man Schönheit?
Die muss man gestalten! Computer, Fräsmaschine, Plotter und 3-D-Drucker sind unsere Knechte – sie übernehmen Arbeiten, die anstrengend oder gesundheitsschädlich sind. In Zukunft werden sie den Unterbau schaffen, wir sind die Veredler. Um den Dingen eine Seele einzuhauchen, und dazu gehören eben auch Zähne, müssen wir sie am Ende mit der Hand bearbeiten – nach traditionellen Methoden. Veredelung, Schattierung, Lichtwirkung: Im Aufbau dieser Eigenschaften entsteht die Schönheit eines Zahns.

Letzte Frage: Haben Sie eigentlich Angst vorm Zahnarzt?
Total! Sobald ich auf dem Zahnarztstuhl sitze, fange ich an zu schwitzen. Ich fand das schon als Kind furchtbar. Obwohl ich mit so vielen guten Ärzten zusammenarbeite: Die Angst bin ich leider nie losgeworden.

Dürfen wir uns vorstellen?

Zahntechnikmeister Ralf Barsties

Ralf Barsties

Spezialist für ästhetische und funktionelle 
 Zahntechnik DGÄZ

Auszeichnungen und Titel

  • Meister des Zahntechnikerhandwerks
  • Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für 
 ästhetische Zahnheilkunde (DGÄZ) 2009–2012
  • Spezialist für ästhetische und funktionelle 
 Zahntechnik DGÄZ
  • Mitglied der Prüfungskommission DGÄZ
  • Vizepräsident der International Dental Excellence
 Group e.V.
  • Vizepräsident der Fachgesellschaft für Zahntechnik FZT
  • Referent und Autor für Verlage und Industriepartner

Ralf Barsties wurde 1961 in Krefeld geboren und seit 30 Jahren Zahntechniker. 1996 gründete er mit seinem Bruder André ein Dentallabor in Berlin. Für ihn stand früh fest, dass er mit den Händen arbeiten wollte, allerdings wollte er kleine, feine Dinge fertigen. Nach der Ausbildung zum Zahntechniker und zehn Gesellenjahren in Bonn und Karlsruhe ging er nach Berlin und studierte vier Semester Architektur, um mehr zu lernen über Statik und kreative Gestaltung. Bis heute ist er ein Bauhaus-Fan. Ganzheitlich denken, aufs Wesentliche reduzieren, Handwerk und Kunst verschmelzen – diesen Geboten folgt er auch im Labor.

Stetige Weiterbildung zählt ebenfalls zu seinen Regeln. Ralf Barsties ist zertifizierter Spezialist für ästhetische und funktionelle Zahntechnik. Seine Schwerpunkte sind Vollkeramik, komplexe implantologische Restaurationen sowie Funktionsanalyse und -diagnostik. Einblick in seine Erfahrungen gibt er als internationaler Referent, Kursleiter und Autor zahlreicher Fachartikel. Von 2009 bis 2012 war er als einer der ersten Zahntechniker Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Zahnheilkunde.

André Barsties

Andree Barsties

Experte für Implantologie BDIZ EDI

Andree Barsties, 1964 in Krefeld geboren, teilt mit seinem Bruder Ralf die frühe Liebe zum Handwerk. Erste Erfahrungen damit sammelte er in einer Restaurationswerkstatt des Kölner Doms. Als er den Bruder an seinem Arbeitsplatz im Zahnlabor besuchte, wusste er gleich: Das wollte er auch. Die Stücke, die er dort probehalber formte, gelangen ihm auf Anhieb. Bevor er seine Ausbildung begann, reiste er noch ein Jahr lang durch Spanien.

Seit der Lehre bildet Andree Barsties sich kontinuierlich weiter, er absolvierte unter anderem die europaweit angesehene Ausbildung an der Universität München zum Spezialisten für Implantologie BDIZ EDI (Bundesverband der implantologisch tätigen Zahnärzte in Europa e.V.). 1996 gründete er mit seinem Bruder das Barsties Dentallabor in Berlin-Prenzlauer Berg. Die Individualität jedes Patienten und die Zusammenarbeit mit fähigen Zahnärzten sind für ihn jeden Tag aufs Neue Ansporn, Spitzenqualität zu fertigen.

Auszeichnungen und Titel

  • Experte für Implantologie BDIZ EDI