Unsere Philosophie
Es geht immer darum, den ganzen Menschen zu sehen
„Wir machen Menschen wieder komplett“
Warum Rückenschmerzen oft im Kiefer beginnen. Wie es kommt, dass wir bei Stress ausgerechnet mit den Zähnen knirschen. Und wie gute Zahnheilkunde den ganzen Menschen gesund macht. Ein Gespräch über Zahntechnik und Glück
Herr Barsties, worauf achten Sie bei Menschen als Erstes? Auf die Zähne oder die Schuhe?
Ralf Barsties: Augen und Zähne sind die hellsten Punkte im Gesicht. Zuerst blicke ich jemandem in die Augen. Danach auf die Zähne. Aber nicht, um die Arbeit zu schätzen, sondern weil sie einen wichtigen Teil der Mimik bilden: Je schöner die Zähne, desto strahlender das Lächeln.
Kann man einen Menschen an den Zähnen erkennen?
Bis zu einem gewissen Grad kann man das. Was innen ist, das ist auch außen. Über die Zähne leiten wir Stress ab. Wenn zum Beispiel jemand die Hälfte seiner Zahnsubstanz abgekaut hat, ist das kein Indikator für viel Essen, sondern für viel Arbeit – innere Arbeit. Bauleiter, Leistungssportler, Geschäftsführer, Rechtsanwälte, Herzchirurgen, Menschen mit maximalem Stress, knirschen in der Nacht, oft auch tagsüber. Heute finden sich diese Stress-Symptome sogar schon bei Jüngeren. Es gibt Leute unter 30 Jahren, die haben sich die Zähne schon völlig abgekaut. Oft sind das Unternehmensgründer, Programmierer in Start-ups, die unter hohem Stress leiden, keinen Sport treiben – und knirschen.
„Wertschätzung ist das beste Mittel für Erfolg. Weil die Zähne ein so wichtiger Teil unserer Identität sind, geht es immer darum, den ganzen Menschen zu sehen.“
Wieso knirschen wir mit den Zähnen, wenn wir gestresst sind?
Um überschüssiges Adrenalin abzubauen, das sich tagsüber im Körper ansammelt. Die großen Kaumuskeln rechts und links der Wangen sind die stärksten Muskeln des Körpers; sie arbeiten dieses Adrenalin in der Nacht ab. Adrenalin aktiviert unsere Aufmerksamkeit, macht wach, führt aber auf Dauer im Körper zu Langzeitschäden, es schädigt Organe und Gefäße. Schlaganfälle und Herzinfarkte zum Beispiel sind oft die Folgen solcher Überdosierungen an Adrenalin. Um das zu vermeiden, aktiviert der Körper die Kaumuskeln, malmt die Zahnsubstanz ab, doch dem Körper ist das egal, denn er lebt!
Zum Glück können wir uns die Zähne erneuern lassen. Gibt es eigentlich Moden beim Thema Zahnersatz und Gebiss?
Natürlich gibt es Innovationen und Fortschritte, vor allem im Materialbereich. Aber auch beim Antlitz, das jemand für sich wählt, gibt es Veränderungen. Früher zum Beispiel wollten Menschen mehr ihren Charakter zeigen und das Kantige hervorheben. Sie wollten buchstäblich sagen, dass sie ‚Biss’ haben. Das war für Zahntechniker sogar eine ästhetische Regel, wir lernten: ‚Eckzähne stellt man dominant aus’. Heute ist dieses ‚Display’, also das, was vorne zu sehen ist, eher glatt. Anzeichen von Dominanz sind eher zu vermeiden.
„Digital Smile Design bedeutet, dass wir das zukünftige Lächeln des Patienten am Computer gestalten und vorab mit ihnen abstimmen.“
Bei aller Glätte – es gibt schon noch unterschiedliche Zahnformen für unterschiedliche Menschen, oder?
Ja, die gibt es.
Wie finden Sie die passende Form?
Wir arbeiten mit den alten, griechischen Archetypen. Wir zeigen unseren Patienten Schaubilder mit vier Charakteren, darunter stehen Eigenschaften wie ‚künstlerisch, aufbrausend, friedlich…’. Jeder erkennt sich sofort wieder. Kaum jemand hat ein Problem zu sagen: ‚Ja, ich bin dieser Typ und jener nicht’. Die meisten Patienten gehen da sehr schnell und intuitiv vor. Sie wissen, wer sie sind und können daher sehr gut einschätzen, welches Antlitz ihrem Typ entspricht. Für jeden der vier Grundtypen gibt es eine grundsätzliche Zahnform – und die fällt mal sanfter, mal kräftiger aus.
Sie unterstützen die Typ-Beratung mit nur vier grundlegenden Linien?
Aus langer Erfahrung weiß ich: Wir Menschen sind gleicher, als wir meinen. Früher haben wir mit Hunderten individueller, konfektionierter Zahnformen gearbeitet. Heute bin ich ein Freund von ‚Weniger ist mehr’. Wir arbeiten die Grundform heraus, anschließend variieren wir individuell.
„Patienten, die ein positives Bild vor Augen haben, erleben einen signifikant höheren Therapieerfolg.“
Neue Zähne zu bekommen, kann eine lange, unangenehme Prozedur sein. Wie nehmen Sie Patienten die Angst?
Es ist ganz wichtig, dem Patienten klar aufzuzeigen, was ihn erwartet. Und damit meine ich das finale Ergebnis: sein neues Gesicht! Natürlich hat das Abschleifen der alten Zähne mit Destruktion zu tun. Um über diese Phase zu helfen, erstellen wir mithilfe von Software Porträt-Fotos, die dem Patienten zeigen, wie er hinterher aussehen wird. Diese Abbildung stimmen wir mit dem Patienten ab, anschließend modellieren wir eine sehr echt wirkende Attrappe, setzen sie über die alten Zähne – und ein Patient sieht sich zum ersten Mal mit seinen künftigen Zähnen.
Für die meisten ist das ein bewegender Moment, manche Menschen weinen vor Freude. Dieses schöne Bild vom Endergebnis trägt sie durch die Prozedur. Ich weiß das aus Erfahrung, Studien belegen dasselbe: Patienten, die ein positives Bild vor Augen haben, erleben einen signifikant höheren Therapieerfolg. Damit das wirkt, begleiten wir sie auf ihrem Weg.
Dürfen wir uns vorstellen?
Ralf Barsties
Spezialist für ästhetische und funktionelle Zahntechnik DGÄZ
Auszeichnungen und Titel
- Meister des Zahntechnikerhandwerks
- Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für ästhetische Zahnheilkunde (DGÄZ) 2009–2012
- Spezialist für ästhetische und funktionelle Zahntechnik DGÄZ
- Mitglied der Prüfungskommission DGÄZ
- Vizepräsident der International Dental Excellence Group e.V.
- Vizepräsident der Fachgesellschaft für Zahntechnik FZT
- Referent und Autor für Verlage und Industriepartner
Ralf Barsties wurde 1961 in Krefeld geboren und seit 30 Jahren Zahntechniker. 1996 gründete er mit seinem Bruder André ein Dentallabor in Berlin. Für ihn stand früh fest, dass er mit den Händen arbeiten wollte, allerdings wollte er kleine, feine Dinge fertigen. Nach der Ausbildung zum Zahntechniker und zehn Gesellenjahren in Bonn und Karlsruhe ging er nach Berlin und studierte vier Semester Architektur, um mehr zu lernen über Statik und kreative Gestaltung. Bis heute ist er ein Bauhaus-Fan. Ganzheitlich denken, aufs Wesentliche reduzieren, Handwerk und Kunst verschmelzen – diesen Geboten folgt er auch im Labor.
Stetige Weiterbildung zählt ebenfalls zu seinen Regeln. Ralf Barsties ist zertifizierter Spezialist für ästhetische und funktionelle Zahntechnik. Seine Schwerpunkte sind Vollkeramik, komplexe implantologische Restaurationen sowie Funktionsanalyse und -diagnostik. Einblick in seine Erfahrungen gibt er als internationaler Referent, Kursleiter und Autor zahlreicher Fachartikel. Von 2009 bis 2012 war er als einer der ersten Zahntechniker Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Zahnheilkunde.
Andree Barsties
Experte für Implantologie BDIZ EDI
Andree Barsties, 1964 in Krefeld geboren, teilt mit seinem Bruder Ralf die frühe Liebe zum Handwerk. Erste Erfahrungen damit sammelte er in einer Restaurationswerkstatt des Kölner Doms. Als er den Bruder an seinem Arbeitsplatz im Zahnlabor besuchte, wusste er gleich: Das wollte er auch. Die Stücke, die er dort probehalber formte, gelangen ihm auf Anhieb. Bevor er seine Ausbildung begann, reiste er noch ein Jahr lang durch Spanien.
Seit der Lehre bildet Andree Barsties sich kontinuierlich weiter, er absolvierte unter anderem die europaweit angesehene Ausbildung an der Universität München zum Spezialisten für Implantologie BDIZ EDI (Bundesverband der implantologisch tätigen Zahnärzte in Europa e.V.). 1996 gründete er mit seinem Bruder das Barsties Dentallabor in Berlin-Prenzlauer Berg. Die Individualität jedes Patienten und die Zusammenarbeit mit fähigen Zahnärzten sind für ihn jeden Tag aufs Neue Ansporn, Spitzenqualität zu fertigen.
Auszeichnungen und Titel
- Experte für Implantologie BDIZ EDI